Es gibt nur eine Schwierigkeit für dieses Gefängnis, nämlich die, zu beweisen, dass es kein Gefängnis ist, sondern ein Hort der Freiheit.
F. Dürrenmatt

Als Studiengangleiter und Professor werde ich häufig zu Innovationsveranstaltungen zum Thema Klima, Energie und Umwelt eingeladen. Die Hauptattraktion solcher Anlässe sind meist einige Hauptredner (seltener Hauptrednerinnen) aus Politik und Wirtschaft, die das Problem als «Chance für die Schweizer Wirtschaft» darstellen und die Teilnehmenden auffordern, nach innovativen Lösungen zu suchen, die den Wirtschaftsstandort stärken und gute Arbeitsplätze schaffen.
Nichts gegen eine starke Wirtschaft, aber ich würde es begrüssen, wenn der Nutzen für die Umwelt auch einmal erwähnt würde. Windturbinen in den Alpen aufzustellen, um Strom für gigantische Werbedisplays zu erzeugen, die den sinnlosen Konsum ankurbeln, ist nicht besonders intelligent, auch wenn damit Geld verdient werden kann.
Das Hauptproblem ist aber, dass das Diktat des Wachstums den Parameterraum der Innovation von aussen einschränkt und die Ingenieure und Wissenschaftler sich dies gefallen lassen. Es gibt viele Lösungen der Klimakrise, aber die wenigsten davon sind im bestehenden Wirtschaftssystem mit massiv subventionierten fossilen Brennstoffen rentabel. Eine wichtige Aufgabe der Wissenschaft wäre, den Politikern klarzumachen, dass die Quadratur des Kreises nun mal nicht möglich ist. Wenn dies als Einmischung der Wissenschaft in die Politik verstanden wird, haben wir das Zeitalter der Aufklärung endgültig hinter uns gelassen.
Wenn Wissenschaftler und Ingenieure sich nicht trauen, die Wahrheit zu sagen, müssen andere in die Bresche springen. Es freut mich sehr, dass wir die deutsche Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann für einen Vortrag an der OST gewinnen konnten. In ihrem grossartigen Buch «Das Ende des Kapitalismus» erklärt sie, wieso das Überleben der Menschheit die kontrollierte Abschaffung des Kapitalismus erfordert. Ich bin persönlich nicht in allen Punkten mit ihr einverstanden, aber die Diskussion verspricht spannend zu werden.
Das Ende des Kapitalismus!
Öffentlicher Vortrag von Ulrike Herrmann am 27. November an der OST in Rapperswil
Weitere Details und Anmeldung auf Eventbrite.
Wie Einstein es so treffend formuliert hat, können Probleme niemals mit der gleichen Denkweise gelöst werden, durch die sie entstanden sind. Für eine positive Vision der Zukunft brauchen wir neue Ideen. Und dafür müssen wir alle den Mut haben, die richtigen Fragen zu stellen.
Toller Artikel. Es dreht sich in unserer Gesellschaft leider nur noch ums Geld und wie wir noch mehr erwirtschaften können. Regt zum nachdenken an. Danke Joachim