Es passiert mir schon nicht jeden Tag, dass ich im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert werde. Danke an Marcus Jauer, der einen schönen Artikel über unsere noch verbleibenden Möglichkeiten geschrieben hat.

Wer nichts mehr kauft, sprengt das System.
„Wenn wir das Wachstum nicht vom Kohlendioxidausstoß entkoppeln können, muss eben die Wirtschaft schrumpfen”, sagt Henrik Nordborg, der an der Hochschule Rapperswil in der Schweiz Erneuerbare Energien lehrt und einen Konsumstreik für die einzige Möglichkeit hält, den Klimawandel aufzuhalten.
Also kein neues Auto, auch nicht, wenn es elektrisch ist. Keinen Flug, auch wenn er kompensiert werden kann. Kein Obst, kein Gemüse und kein Fleisch, das nicht aus der Region kommt. Eigentlich gar kein Fleisch. Kein neues Handy, keine neuen Sneaker, keinen Liter Sprit, nie mehr. Kein Kauf aus Langeweile, als Belohnung, um sich abzuheben oder mitzuhalten, auch diesen Stress nicht mehr. Wenn etwas kaputt geht, lässt man es reparieren. Wenn das nicht geht. versucht man, ohne klarzukommen. Dieses Prinzip liegt so weit außerhalb der Logik des Systems, dass es dagegen keinerlei Vorkehrungen kennt. Nichts zu kaufen ist nicht verboten, trifft aber viel effizienter als nachhaltiger Konsum. Denn damit ein Käuferstreik wirkt, braucht es womöglich viel weniger Leute.
Graeme Maxton, früherer Generalsekretär des Club of Rome, glaubt, es würde schon genügen, wenn die Europäer zehn Prozent weniger konsumieren, um die Fabriken der klimaschädlichen Industrien unter den Auslastungsgrad zu drücken, den sie brauchen, um ihre Kosten zu decken. Das wäre der Versuch, gezielt jene Geschäftsmodelle in die Pleite zu treiben, die sich ohnehin nur rechnen, weil sie für die Umweltschäden, die sie verursachen, nicht aufkommen – die Erdölförderung, der Automobilbau, die Luftfahrt, die Zementherstellung, die industrielle Landwirtschaft. Wer das Klima schützen will, man kann es nicht anders sagen, muss eine Wirtschaftskrise auslösen.
Das klingt irre? Es ist einfach nur die Situation, in die wir uns gebracht haben.
Marcus Jauer, “Kauft nichts”, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Oktober 2019
One thought on “Kauft nichts!”