Klimaschutz ist kein Nebenjob

Die Klimakrise stellt junge Menschen vor eine schwierige Wahl. Wer verstanden hat, dass die Klimakrise nur durch einen globalen Systemwandel gelöst werden kann, muss dies auch bei der Karriereplanung berücksichtigen. Es macht keinen Sinn, tagsüber für eine Ölfirma zu arbeiten, um dann am Abend am Klimastreik teilzunehmen. Abgesehen davon, dass Ölfirmen eher schlechte Zukunftsaussichten haben.

Die Frage ist, ob ein potenzieller Arbeitgeber als Teil der Lösung oder als Teil des Problems gesehen werden kann. Eine Marketingfirma mit dem Ziel, den Konsum anzukurbeln, ist Teil des Problems. Das Gleiche gilt auch für Hersteller von SUVs und für Fluggesellschaften, um nur einige Beispiele zu nennen. Es gibt aber viele Firmen, die auch etwas Positives bewirken wollen. Einige davon findet man bei den Mitgliedern von swisscleantech. Diese Firmen setzen sich auch aktiv für die Annahme des neuen CO2-Gesetzes ein, das notwendig, aber sicher nicht hinreichend ist. Es werden weitere Massnahmen erforderlich sein, aber es geht im Moment darum, das eine zu tun und das andere nicht sein zu lassen. Oder wie die Amerikaner es sagen: You’ve got to be able to walk and chew gum simultaneously.

Leider bilden viele Hochschulen immer noch Menschen für die Gesellschaft und Wirtschaft von gestern aus. Sie wollen gut geschmierte Zahnrädchen für eine veraltete Maschine produzieren. Für junge Menschen ist die Aussicht auf einen gut bezahlten Job mit Dienstwagen vielleicht verlockend. Viele stellen sich vor, zuerst 10 Jahre Karriere zu machen, um Geld zu verdienen, bevor sie sich dann einer sinnvollen Tätigkeit widmen. Diese Überlegung ist aus zwei Gründen gefährlich: Der Ausstieg ist meistens schwieriger als man denkt und in 10 Jahren wird es zu spät sein, den Planeten zu retten. Der britische Journalist George Monbiot hat mehrmals darüber geschrieben, wie junge Menschen für sinnlose Tätigkeiten ausgebildet werden, die bald überflüssig sein werden:

Die Digitalisierung ist ein gutes Beispiel dafür, und das Urteil des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung in Deutschland hätte kaum härter ausfallen können:

Im Großen wirken Digitalisierungsprozesse heute eher als Brandbeschleuniger bestehender nicht nachhaltiger Trends, also der Übernutzung natürlicher Ressourcen und wachsender sozialer Ungleichheit in vielen Ländern.

WBGU, Unsere gemeinsame digitale Zukunft

Das Problem ist, dass die Digitalisierung hauptsächlich von gewinnoptimierenden Grossfirmen vorangetrieben wird. Damit ist nicht gesagt, dass sie keine positiven Auswirkungen haben könnte. Das Gleiche lässt sich aber über die Kernspaltung sagen.

Für junge Menschen, die etwas Positives bewirken wollen, gibt es aber genug Möglichkeiten. Hier meine Empfehlungen an die Jugend von heute:

  • Seid laut, kritisch, unartig und politisch aktiv. Damit die notwendigen Veränderungen schnell genug passieren, muss ein enormer politischer Druck aufgebaut werden.
  • Lernt etwas, das auch in einer post-fossilen und post-kapitalistischen Welt Sinn ergibt. Es ist zwecklos, sich für die Welt von gestern auszubilden.
  • Wählt ein Studium, bei dem die Dozierenden und die anderen Studierenden auch etwas Positives bewirken wollen. So macht es mehr Spass und der Lerneffekt ist grösser.

Es freut mich natürlich, wenn unsere Studierenden dies auch so sehen. Das Statement von Cornelia Haueisen zum Studium hat mich sehr beindruckt.

Weitere Videos zum Studiengang Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der OST sind hier zu finden. Ein Kurzbeschreibung des Studiums befindet sich auf unserem Blog.

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