Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Parsifal: «Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit.»
Gurnemanz: «Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit.»

Wagner, Parsifal

Während der letzten sechs Monate habe ich eine Zeitreise unternommen. Statt mich von den Massenabfertigungssystemen der modernen Reisebranche von einem Kontinenten zum anderen verfrachten zu lassen, habe ich mich mit Orten und Menschen auseinandergesetzt, die ich einst gekannt habe. Vor allem bin ich dorthin gereist, wo ich nicht nur meiner Kreditkarte wegen freundlich empfangen wurde. Ich habe alte Freunde wiedergesehen und neue Bekanntschaften gemacht.

Abschied von Malte Jönsson – «Ihn fällte des Alters siegende Kraft»

Die Reise fing im Elternhaus zusammen mit meinem 90-jährigen Vater an und hörte mit dem Abschiednehmen in der wunderbaren mittelalterlichen Kirche von Stehag auf. Ein langes Leben ist zu Ende gegangen und es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Wer, wie mein Vater, in den dreissiger Jahren auf einem Bauernhof im neutralen Schweden geboren wurde, hatte gute Voraussetzungen, alt zu werden. Die Kindheit und Jugend wurden mit körperlicher Arbeit an der frischen Luft verbracht und im Alter standen die Errungenschaften der modernen Medizin zur Verfügung. Ausserdem musste weder er noch seine älteren Brüder befürchten, in einen sinnlosen Krieg geschickt zu werden. Heute ist alles anderes und die Jugend wird sich wohl damit abfinden müssen, deutlich früher zu sterben. Nicht nur wegen des ungesünderen Lebens, sondern vor allem weil Ressourcenknappheit und Klimawandel die vier Reiter der Apokalypse wieder auf die Bühne geholt haben. Die schwedische Neutralität ist widerstandslos aufgegeben worden und die Rüstungsausgaben steigen weltweit (Trends in World Military Expenditure, 2021 | SIPRI). Während der COVID-Pandemie ist es uns allen klar geworden, dass die Idee der internationalen Zusammenarbeit eine Illusion bleibt. Wir erleben gerade den gefährlichsten Moment der Menschengeschichte, wie Noam Chomsky richtig festgehalten hat.

Mein Vater Ende der 40er Jahre.

Als mein Vater mit der Mistgabel auf dem Pferdewagen stand, war der zweite Weltkrieg gerade zu Ende gegangen. Es folgte eine Periode beispiellosen wirtschaftlichen Wachstums und technischen Fortschritts, welche das Denken der Menschen geprägt hat. Vor allem die Kernspaltung und die Verheissung der unbegrenzt verfügbaren Energie (E = mc2) hat die Menschheit fasziniert. Plötzlich schien jedes Problem durch Investitionen in neue Technik lösbar zu sein. Das dafür benötigte Geld sollte durch Wachstum erzeugt werden und die Aufgabe der Politik wurde auf das Bereitstellen günstiger Rahmenbedingungen für die Wirtschaft reduziert. Der Fantasie (bzw. Geldgier) der Menschen waren keine Grenzen gesetzt und zum ersten Mal in der Geschichte wurde Übermut (Hybris) zur Tugend. Wer das Ausmass des Wahnsinns verstehen möchte, soll sich bitte Our Friend the Atom aus dem Jahr 1957 auf Youtube anschauen. In diesem von Walt Disney produzierten Film wird vom deutschen Physiker und ehemaligen SS-Mitglied Heinz Haber der Segen der radioaktiven Strahlung sehr anschaulich und kindergerecht erklärt. Allerdings scheint auch Dr. Haber verstanden zu haben, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe möglichst bald aufhören müsste – die Nutzung der Atomkraft war für ihn die einzige Lösung.

Was dagegenspricht, sich in Fragen, die menschliche Angelegenheiten angehen, auf Wissenschaftler qua Wissenschaftler zu verlassen, ist nicht, daß sie sich bereitfanden, die Atombombe herzustellen, bzw. daß sie naiv genug waren zu meinen, man würde sich um ihre Ratschläge kümmern und bei ihnen anfragen, ob und wie sie eingesetzt werden sollte; viel schwerwiegender ist, daß sie sich überhaupt in einer Welt bewegen, in der die Sprache ihre Macht verloren hat, die der Sprache nicht mächtig ist.

Arendt, Hannah. Vita activa oder Vom tätigen Leben

Der oben genannte Film vermittelt den Eindruck, dass es bei der Kernenergie nicht nur um eine neue Technologie handelt, sondern um eine Revolution der menschlichen Existenz. Heute ist das gleiche Phänomen in der Diskussion der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz (KI) zu beobachten. Die Automatisierung versprach die Abschaffung der physischen Arbeit, die KI das Ende des menschlichen Denkens. Dabei ist die Fähigkeit kritisch zu Denken heute wichtiger als je zuvor.

Warum werden gerade diejenigen Wünsche, die sich auf Irrtümern gründen, in uns übermächtig? Nichts haben sie mir später mehr übelgenommen als meine Weigerung, mich ihrem fatalen Wunschentzücken hinzugeben.

Christa Wolf, Kassandra

Es gab auch vernünftigere Stimmen auf der Welt. Schon während des zweiten Weltkrieges hat sich Erwin Schrödinger (Nobelpreis 1933) Gedanken zur thermodynamischen Erklärung des Lebens gemacht (Was ist Leben?). Seine Ideen, zusammen mit den späteren Arbeiten von Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977) und anderen, sind für eine wissenschaftlichen Definition der Nachhaltigkeit ausreichend. Leider hat sich niemand dafür interessiert. Im Jahr 1958 erklärte der renommierte amerikanische Ökonom J. K. Galbraith in seinem Buch The Affluent Society den Kapitalismus zum Auslaufmodell: Wenn Arbeit darin besteht, ein sinnloses Produkt zu erstellen, das niemand braucht und die Umwelt zerstört, wäre es viel besser, nicht zu arbeiten. Auch für diese offensichtlich korrekte Aussage hat sich niemand interessiert.

Im Jahr 1958 haben sich auch meine Eltern kennengelernt. Als sie fünf Jahre später heirateten, war das Buch Silent Spring von Rachel Carson gerade erschienen, das vielleicht als Anfang der Umweltbewegung gesehen werden kann. Vor 50 Jahren, als ich erst fünf Jahre alt war, wurde die Studie Grenzen des Wachstums des Club of Rome veröffentlicht, die aufgrund ihrer Richtigkeit weitestgehend ignoriert wurde. Dafür wurden Wissenschaftler, welche die Studie nicht verstanden haben, später mit dem Nobelpreis geehrt (Why Economists Can’t Understand Complex Systems: Not Even the Nobel Prize, William Nordhaus – Resilience).

Als die kleine Kirche in Stehag im 12. Jahrhundert gebaut wurde, waren die letzten vorchristlichen Tempel im damals dänischen Reich gerade abgerissen und ein Weltbild durch ein neues, nicht weniger falsches, ersetzt worden. Etwa 500 Jahre später hat ein gewisser Galileo Galilei einen bemerkenswerten Brief an die Grossherzogin Christina von Toskana verfasst. Er verteidigt darin die empirischen Wissenschaften, deren Aussagen auf Beobachtungen der Natur basieren, und hält fest, dass die Mächtigen dieser Welt zwar Gesetze, aber keine Naturgesetze, erlassen können. Was dabei auffällt, ist die Naivität Galileos. Er glaubte, dass seine Forschungsergebnisse allein wegen ihrer Richtigkeit akzeptiert werden müssten und verstand nicht, dass die Mächtigen sich nur für ihre Nützlichkeit interessierten. Da die katholische Kirche darin vor allem ein Infragestellen der göttlichen Ordnung gesehen hat, wurde Galileo unter Hausarrest gestellt und zum Schweigen gebracht.

Ich entdeckte vor wenigen Jahren, wie Ihre durchlauchte Hoheit wohl wissen, viele besondere Erscheinungen am Himmel, die bis dahin unsichtbar gewesen waren. Weil diese, sei es wegen ihrer Neuheit, sei es wegen mehrerer Konsequenzen, die sich aus ihnen ergeben, einigen Behauptungen über die Natur widersprechen, die üblicherweise von den Philosophenschulen akzeptiert werden, brachten sie eine nicht geringe Zahl von Professoren gegen mich auf, gleichsam als ob ich diese Dinge eigenhändig an den Himmel gesetzt hätte, um Natur und Wissenschaft in Verwirrung zu bringen.

Galileo Galilei, Brief an die Grossherzogin Christina

Wir müssen die wissenschaftliche Revolution, die vor etwa 400 Jahren stattgefunden hat, neu denken. Sie war weniger ein Sieg der Vernunft als ein machtpolitischer Entscheid, die Priester durch Wissenschaftler zu ersetzen, genauso wie die Könige der Wikinger 500 Jahre früher das Christentum aus realpolitischen Überlegungen eingeführt haben. Weltanschauungen sind nun mal Narrative, die bestehende Machstrukturen rechtfertigen sollen, und die Vertreter der Kirche und der Wissenschaft werden wegen ihrer Nützlichkeit geduldet. Dafür müssen sie einfach so tun, als könnten sie alle Probleme der Menschheit lösen und dem König niemals widersprechen. Die COVID-, Klima-, oder Energiestrategien eines Landes sind aus wissenschaftlicher Sicht immer gut, weil die Wissenschaftler sonst kein Geld bekommen. Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber der Interessenskonflikt ist offensichtlich, da die Forscher ihren Lohn direkt vom Staat beziehen. Es erstaunt immer wieder, wie häufig Forschungsergebnisse im Interesse des Auftraggebers ausfallen. Die Warnung Galileos aus dem Jahr 1615 ist somit ungehört geblieben, und nur so ist die Idee des nachhaltigen Wachstums als Antwort auf den Klimawandel zu verstehen. Diese neuste Inkarnation des Perpetuum Mobiles ist eher durch ihre politische Notwendigkeit als ihre physikalische Machbarkeit zu erklären.

Die Krise der Menschheit ist ein direktes Resultat unseres Weltbildes und deshalb nicht durch neue Technologie zu lösen. Hingegen wäre unabhängige Forschung, die nicht im Interesse der Geldvermehrung durchgeführt wird, sehr wichtig. Die Forschungsförderung führt aber dazu, dass die Universitäten heute keine Kraft des gesellschaftlichen Wandels sind und die Prophezeiung Galileos aus dem Bühnenstück von Bertolt Brecht sich leider bewahrheitet hat. Aus den Forschern ist “ein Geschlecht erfinderischer Zwerge” geworden, die für alles gemietet werden können.

Unter diesen ganz besonderen Umständen hätte die Standhaftigkeit eines Mannes große Erschütterungen hervorrufen können. Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler etwas wie den hippokratischen Eid der Ärzte entwickeln können, das Gelöbnis, ihr Wissen einzig zum Wohle der Menschheit anzuwenden! Wie es nun steht, ist das Höchste, was man erhoffen kann, ein Geschlecht erfinderischer Zwerge, die für alles gemietet werden können.

Brecht, Bertolt. Leben des Galilei

Heute brauchen wir aber keine Wissenschaft, um den schlechten Zustand unseren Planeten zu verstehen. Der grösste Vorteil einer Zeitreise ist vielleicht, dass sie die schleichende Verschlechterung der Umwelt gnadenlos offenbart. Wer zu den Orten seiner Kindheit zurückkehrt, stellt sehr schnell fest, dass die Wiesen und Wälder von damals, durch Strassen, Parkplätze, und Häuser ersetzt worden sind. Die biologische Vielfalt ist einer primitiven Konsumgesellschaft gewichen, was sicher nicht nachhaltig ist. Leider scheinen viele Menschen dies nicht zu verstehen, weil sie jeglichen Bezug zur Natur und zu biologischen Prozessen verloren haben. In der Generation meines Vaters ist praktisch jeder auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat verstanden, wie Essen auf den Tisch kommt. Heute ist dies nicht mehr der Fall.

Es geht inzwischen, inmitten von Finanzkrise, Klimawandel, Ressourcenkonkurrenz und Globalisierung der Wirtschaftskreisläufe, schon längst nicht mehr um die Gestaltung einer offenen Zukunft: Aller Schwung ist dahin. Es geht nur mehr um Restauration; um die Aufrechterhaltung eines schon brüchig gewordenen Status quo, in diesem Sinn nicht mehr um Politik, sondern um hektisches Basteln.

Welzer, Harald. Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand
Eine letzte Warnung an die Menschheit von Ann-Margret Jönsson, geb. Nordborg.

Meine Mutter hat die Zusammenhänge der Natur intuitiv sehr gut verstanden. Mit unglaublicher Energie, Kreativität und künstlerischer Begabung schien sie sich zum Ziel gesetzt haben, die Welt noch schöner zu gestalten. Als sie im Alter von nur 47 Jahren an Krebs erkrankte, haben ihre Kräfte noch ausgereicht, um als Abschied eine letzte Warnung and die Menschheit zu schaffen. Entstanden ist dabei ein Wandteppich mit einer blutenden Erde unter einer kaputten Ozonschicht.

Einige Monate später, im Juni 1988, war sie tot. Den Wandteppich habe ich im Elternhaus wiedergefunden und in unserem Sommerhaus aufgehängt. Möge er dort künftige Generationen zum Nachdenken anregen.


Zeit zum Handeln

Nach meinem sechsmonatigen Sabbatical bin ich hochmotiviert in die Schweiz zurückgekehrt. Ich werde die mir verbleibende Zeit nutzen, um etwas Gutes zu tun.

Hier einige Links zu Aktivitäten, die in den letzten Monaten passiert sind.

  • Die Idee der globalen Klimakompensation hat eine eigene Webseite erhalten: Global Climate Compensation.
  • Ich habe die grossartige Klimajournalistin Rachel Donald kennengelernt. Sie hat den Podcast Planet: Critical ins Leben gerufen und mich eingeladen, über die Klimakompensation zu sprechen.
  • Meine Beiträge für higgs.ch sind vom Energieexperten Thomas Elmiger gerettet worden. Sie sind hier zu finden: Henrik Nordborg schreibt für Energie-Experten.
  • Als Physiker habe ich mich von Erwind Schrödinger, Ilya Prigogine und andere inspirieren lassen und arbeite jetzt an einer thermodynamischen Definition der Nachhaltigkeit. Einen ersten Vortrag zu diesem Thema durfte ich im August dieses Jahres an der CMD29 Konferenz in Manchester halten. Die Konferenz hatte nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, aber die Organisatoren waren der Meinung, dass das Thema uns allen angeht.
  • Ich suche Partner für eine Beteiligung am MEER-Projekt (Solar Radiation Managment | Meer). Es geht darum, die Sonneneinstrahlung an geeigneten Orten mit Spiegeln abzuschirmen.

Was mich in den letzten Monaten besonders beeindruckt und gefreut hat ist die Tatsache, dass immer mehr Entscheidungsträger der Wirtschaft die Notwendigkeit des Handelns einsehen. Es laufen auch Aktivitäten über die ich im Moment nichts sagen darf 😊.

PS: Ich habe im obigen Text bewusst auf gendergerechte Sprache verzichtet. Die Welt der Vergangenheit war männerdominiert, und ich möchte nicht die Frauen für unsere Probleme verantwortlich machen.

Kein Profit mit fossilen Brennstoffen

Ich bin endlich dazu gekommen, eine etwas detaillierte Beschreibung der globalen Klimakompensation zu verfassen: Ending profits from fossil fuels.

Eine deutsche Kurzbeschreibung ist weiterhin auf higgs.ch zu finden: Haben wir den Mut, die Klimakatastrophe zu verhindern.

Der Plan ist ambitioniert, wie es sich für einen Notstand gebhührt. Bei einer Umsetzung würden weltweit alle Geschäftsmodelle, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind, plötzlich unrentabel werden.

Ich freue mich auf das Feedback.

Pulp Fiction on Paper

COP26 promise to ‘end deforestation by 2030’ is not worth the pulp and paper it’s written on

by Bernice Maxton-Lee

World leaders at the climate meeting in Glasgow are celebrating their agreement to stop deforestation by 2030, specifically naming Indonesia, Brazil, and Democratic Republic of Congo. The pledge is being hailed as the meeting’s first major deal, but in reality it is little more than a cheap, gaudy toy. If it weren’t so pathetic, it would almost be funny that this is being suggested as something new, clever, or remotely useful.

The idea of protecting forests as ‘the lungs of our planet‘ is old wine in new bottles. Indonesia’s former President Yudhoyono invoked the term back in 2012. Forest conservation has been a favourite of climate discussions for decades, as an easy, low resistance way of tackling climate change. It looks like a no-brainer: trees suck up carbon emissions and do lots of other things humans find useful, so why not kill two birds with one stone, and keep the trees standing? But we know perfectly well too, that for 20 years there has been no reduction in deforestation or emissions. In fact, both have risen.

The rate of deforestation is increasing globally (Source WRI and Bernice Maxton Lee)

An Executive Director at Chatham House Sustainability Accelerator, which produced a report to COP26 promoting the Amazon rainforest as an important building block in a climate agreement, said this deal is ‘a really important step’ to keeping global temperature rises below 1.5C, but that ‘the devil is in the detail’. Actually, the devil is in the whole idea in the first place, but economists and finance evangelists will now have their fun with discussions about how best to put a financial value on the carbon content of forests, and the biodiversity and ecosystem services they supposedly provide to the global economy. None of this is new, and none of it has even begun to make a dent in the real source of greenhouse gas emissions, despite years of refinement and practice.

In 1997 the Kyoto Protocol presented forest conservation as a magic bullet for mitigating climate change. Since then, billions of US dollars have been spent in rainforest countries on legal reforms, governance improvement, and transparency drives (all of which, by an amazing coincidence, are keystones of neoliberal free market ideology). Certification programmes (of which there are almost too many to count) have sprung up to encourage responsible consumer engagement in palm oil, soy, and timber markets (regulated by the very companies that produce those goods), conservation enclosures have been funded by big energy companies (who naturally support any alternative to a restriction on fossil fuel use), and national payments to rainforest countries have been promised (and sometimes made) by apparently beneficent wealthy industrialised countries like Norway (much of whose wealth comes from fossil fuel extraction and export). Yet despite all these activities (we might even say because of them) global emissions have risen at terrifying rates, and forest cover has fallen.

Deforestation is not the most important source of global long-term emissions, and nor are they now the most reliable carbon sinks. As the climate warms, forests are now turning from carbon sinks to carbon contributors. Their ability to absorb carbon is fading, thanks to greater heat and water stress. Many are also dying. If we actually want to prevent runaway climate change, there is a much quicker and more effective way to reduce emissions, which is to stop burning fossil fuels.

The carbon concentration of the atmosphere is not only rising, it is rising at an accelerating rate (Source: Henrik Nordborg)

But we shouldn’t expect any new ideas when the old ones still have such appeal to an audience that doesn’t want fundamental change. The deforestation agenda is, in fact, a massive smoke screen, designed to detract attention from the real emissions problem. 

The real cause of the emissions driving climate change is the fossil fuel combusting global economic engine. Global climate change is caused by anthropogenic emissions of greenhouse gases, and most greenhouse gas emissions come overwhelmingly from fossil fuel combustion and industrial processes like cement production and chemical and metal processes. The vast majority of these have historically been emitted by countries in the Global North since the Industrial Revolution, which makes US President Joe Biden’s rant against China at the opening of COP26 especially nauseating. The rise in emissions from developing and later developed countries like India and China follows the model of industrialisation, economic growth through large-scale production, and compulsory participation in global trade prescribed by the Global North. But that essential context is omitted from the hypocritical finger-wagging lectures of rich countries.

Pretending to save the world’s rainforests is simply a more cost effective policy for the Global North, and an easier concept for their economists, businesses, politicians, and voters to accept, because it effectively means they have to do nothing. This way, rich countries get to maintain their status quo, and dictate the terms of engagement, while shirking the consequences of their historical and continuing actions.

Bernice Maxton-Lee is co-author of A Chicken Can’t Lay a Duck Egg: How Covid-19 can solve the climate crisis and author of Forest Conservation and Sustainability in Indonesia: A Political Economy Study of International Governance Failure.

Das Klima wartet nicht!

Es geht wieder los! Nach fast drei Semestern Lockdown und sonstigen COVID-Massnahmen freut es mich sehr, dass die Nachhaltigkeitswoche an der OST in Rapperswil wieder vor Ort stattfinden wird. Einige engagierte Studierende sind dabei, das Programm der NHWR im Frühling 2022 zusammenzustellen. Weitere Infos werden auf der Webseite veröffentlicht werden: Rapperswil – Sustainability Week Switzerland.

Ich bin von den Studierenden eingeladen worden, mit einer Neuauflage meines Klimavortrages die Menschen wieder wachzurütteln. Dies mache ich selbstverständlich gerne, da ein Aufwachen nottut. Diesmal werde ich aber vor allem über Lösungen reden.

Öffentlicher Vortrag an der OST:

Globale Klimakompensation

Wie wir die Klimakrise in zwei Schritten lösen könnten, und warum wir es besser tun sollten.

Der Vortrag gibt einen Überblick über den Zustand des Planeten, erklärt wieso bisherige Lösungsansätze für die Klimakrise nicht nur versagt haben, sondern auch zum Scheitern verurteilt sind, und präsentiert eine realistische Vision für die Zukunft.

Zeit: 18. November 2021, Türöffnung um 17:00
Ort: OST – Aula, Oberseestrasse 10, 8640 Rapperswil

Link zur Anmeldung

Flyer zum Ausdrucken

Der Vortrag hat drei Teile:

Die Fakten sind schnell erzählt: Fast 30 Jahre nach der ersten Klimakonferenz der UNO steigen die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre schneller als je zuvor, weil immer mehr fossile Brennstoffe verbraucht werden. Von erfolgreicher Klimapolitik zu reden, wäre nicht nur vermessen, sondern verlogen.

Das Problem ist, dass die nationale und globale Klimapolitik auf der falschen Annahme basiert, dass neue Technologien fossile Brennstoffe irgendwann überflüssig machen werden. Diese Annahme war schon vor 30 Jahren sehr optimistisch und heute wissen wir, dass sie definitiv falsch ist.

Wenn das Grundproblem verstanden ist, wird die Lösung einfach: Globale Klimakompensation verändert die Spielregeln der globalen Wirtschaft dahingehend, dass Klimazerstörung wirtschaftlich keinen Sinn mehr macht.

Die Menschheit kann noch gerettet werden, aber wir haben nur eine letzte Chance und weniger als 10 Jahre, um dies zu tun. Die Zeit für Verzögerungen, Ausreden und endlose Debatten ist definitiv vorbei.

Ich freue mich auf zahlreiches Erscheinen und eine angeregte Diskussion.

Can humanity solve climate change, and if so, how?

by Bernice Maxton-Lee

It’s a few seconds to midnight, and the climate clock is ticking. Some say it’s already too late to stop climate change, that no matter what we do now, the emissions already in the system have kicked off chain reactions that will take us to 450 parts per million (ppm). That’s the tipping point of atmospheric carbon dioxide concentrations that will trigger runaway climate change. That means Game Over.

Patrick Chappatte (There’s no way back | Chappatte.com)

But if you aren’t ready to give up all hope, buy a Ferrari, and party like it’s 1913, what kind of solutions might actually help? What can humanity do, in the scant 8-10 years left to prevent runaway climate change?

Here are some brief ideas, which are discussed more at length here and here.

  1. The approach needs to be radical, but also simple enough (without being simplistic) that people can get behind it.
  2. It needs to address the whole system, not individual elements of it.
  3. It needs to strike at the heart of the problem: fossil fuel combustion.
  4. It needs to take care of the human realities: first and foremost, livelihoods.

Radical but simple: think ‘fish and loaves’

Innovative ideas like bitcoin for Brazilian coffee farmers sound sexy, but extends the complexity way beyond what is helpful or necessary. But working out how to scale up a fossil free energy source for German farmers, who are deeply dependent on vast amounts of diesel to plough, seed, fertilize and harvest their fields, take animals to market, anesthetize the animals before slaughter, process the meat…. that’s an immediate fossil-based problem that needs a solution. It also needs governments to support farmers while they make those expensive and uncertain transitions. Funky financing and new currencies won’t solve climate change, and they also aren’t necessary. There’s plenty of money out there – we just need to change our ideas about who gets it, and how. You don’t divide up a cake by hiring a private equity manager. Jesus didn’t have bitcoin, but I’m told those fish and loaves got shared out just fine.

Think of the whole system

What if I ride my bike to work? Or stop using plastic bags? How about solving deforestation in Indonesia and Brazil? It’s true that many tiny trickles, coming together, make a deluge. But if dams, and destruction, and extraction are allowed to go unchecked, those tiny trickles dry up before they have a chance to grow. That’s the problem with putting too much focus on individual elements of the global system, while ignoring the phenomenal weight on the other side of the ecological scales. And while all those individual elements are important, they are tiny in comparison to the megalithic industrial activities of energy production, global transportation, or construction.

Strike at the heart of the problem

What about offsetting carbon emissions? This is the idea that planting trees, increasing wetlands, or reducing emissions in one area, can essentially buy credits somewhere else, balancing out the global carbon budget. But like many supposed solutions cooked up by economists to problems of physics, the maths doesn’t add up. Global construction is a fossil fuel nightmare – all that concrete, steel, and glass produce terrifyingly large volumes of greenhouse gases. Cement, iron, and steel produced 10% of global emissions all on their own in 2016. Manufacturing and construction added in another 12% of total global emissions. No amount of offsetting can negate those carbon emissions – and remember we have 8-10 years to reduce emissions by 60%, and 18-20 years to come to a full stop.

Take care of the human realities

So should we be heading down to the Ferrari dealership, or lying in a darkened room, waiting for the end to come? It’s tempting at times to feel despair, but there is still hope – if we stop wasting energy and empathy on ‘solutions’ that will only delay our dwindling chances of success. We don’t need to reinvent finance, or relocate to Mars, or help some cool start-ups invent an app-based carbon neutralizer that will allow us all to go on burning fossil fuels and poisoning the biosphere. We need to face reality, and start making fundamental changes to our societies, economies, political structures, and ultimately our value-systems. That sounds like a lot, but it starts at the basic level of livelihoods. And that needs to start with humanity – seeing people not as expendable economic inputs, but, well, as humans.

And from a position of humanity and of empathy for the biosphere, basic solutions need to be found to shut down construction and all the sectors and functions that feed into it, from low-cost labourers on building sites in Indonesia, to fabulously well-paid executives in powerful cement companies in Switzerland. Oil and gas extraction, processing, and combustion needs to stop, completely. Manufacturing of short-life consumer products, the kind that are designed to break or become obsolete within a few years, must stop. All the people who work in those sectors will need financial and emotional support, and alternative positions that make them feel okay about their lives.

None of this needs to happen through the market. Actually, it cannot happen through the market, just like a fox cannot run a care home for senior chickens. The market is geared to maximise profit. Trying to change that incentive to make it more responsible, with all the powerful vested interests that don’t want it to change, will take far longer than the 8-10 years we have to stop atmospheric carbon emissions reaching 450ppm.

It does not require 7.7 billion consumers to consciously buy-in as informed decision-makers. Most ‘ordinary’ people are too busy and distracted just trying to get on with their lives, make a living, stay alive in many cases, and get through every day in one piece with a little dignity. If solutions can be created that don’t seem to add complexity or burden, or require them to make informed decisions, that support them in those lives they’re trying to live, that will make for a smoother and more successful transition. It would require a small number of very determined, visionary change-makers who fully understand the problem and who are not motivated by financial profit.

This will sound terrifyingly Marxist to those raised in the post-1980s free market world. More terrifying, even, than a world of wildfires, killer heatwaves, and regular pandemics? Is it more terrifying than melting ice caps, disappearing winters, droughts in the tropics, wave after wave of migration, and water wars? Perhaps. We will see. The jury is out.

The specific steps needed to cut emissions. What societies need to do (www.graememaxton.com)

What different groups should do: How to save the world – To Do List (www.graememaxton.com)

Bernice Maxton-Lee is co-author of A Chicken Can’t Lay a Duck Egg: How Covid-19 can solve the climate crisis and author of Forest Conservation and Sustainability in Indonesia: A Political Economy Study of International Governance Failure.