Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Parsifal: «Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit.»
Gurnemanz: «Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit.»

Wagner, Parsifal

Während der letzten sechs Monate habe ich eine Zeitreise unternommen. Statt mich von den Massenabfertigungssystemen der modernen Reisebranche von einem Kontinenten zum anderen verfrachten zu lassen, habe ich mich mit Orten und Menschen auseinandergesetzt, die ich einst gekannt habe. Vor allem bin ich dorthin gereist, wo ich nicht nur meiner Kreditkarte wegen freundlich empfangen wurde. Ich habe alte Freunde wiedergesehen und neue Bekanntschaften gemacht.

Abschied von Malte Jönsson – «Ihn fällte des Alters siegende Kraft»

Die Reise fing im Elternhaus zusammen mit meinem 90-jährigen Vater an und hörte mit dem Abschiednehmen in der wunderbaren mittelalterlichen Kirche von Stehag auf. Ein langes Leben ist zu Ende gegangen und es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Wer, wie mein Vater, in den dreissiger Jahren auf einem Bauernhof im neutralen Schweden geboren wurde, hatte gute Voraussetzungen, alt zu werden. Die Kindheit und Jugend wurden mit körperlicher Arbeit an der frischen Luft verbracht und im Alter standen die Errungenschaften der modernen Medizin zur Verfügung. Ausserdem musste weder er noch seine älteren Brüder befürchten, in einen sinnlosen Krieg geschickt zu werden. Heute ist alles anderes und die Jugend wird sich wohl damit abfinden müssen, deutlich früher zu sterben. Nicht nur wegen des ungesünderen Lebens, sondern vor allem weil Ressourcenknappheit und Klimawandel die vier Reiter der Apokalypse wieder auf die Bühne geholt haben. Die schwedische Neutralität ist widerstandslos aufgegeben worden und die Rüstungsausgaben steigen weltweit (Trends in World Military Expenditure, 2021 | SIPRI). Während der COVID-Pandemie ist es uns allen klar geworden, dass die Idee der internationalen Zusammenarbeit eine Illusion bleibt. Wir erleben gerade den gefährlichsten Moment der Menschengeschichte, wie Noam Chomsky richtig festgehalten hat.

Mein Vater Ende der 40er Jahre.

Als mein Vater mit der Mistgabel auf dem Pferdewagen stand, war der zweite Weltkrieg gerade zu Ende gegangen. Es folgte eine Periode beispiellosen wirtschaftlichen Wachstums und technischen Fortschritts, welche das Denken der Menschen geprägt hat. Vor allem die Kernspaltung und die Verheissung der unbegrenzt verfügbaren Energie (E = mc2) hat die Menschheit fasziniert. Plötzlich schien jedes Problem durch Investitionen in neue Technik lösbar zu sein. Das dafür benötigte Geld sollte durch Wachstum erzeugt werden und die Aufgabe der Politik wurde auf das Bereitstellen günstiger Rahmenbedingungen für die Wirtschaft reduziert. Der Fantasie (bzw. Geldgier) der Menschen waren keine Grenzen gesetzt und zum ersten Mal in der Geschichte wurde Übermut (Hybris) zur Tugend. Wer das Ausmass des Wahnsinns verstehen möchte, soll sich bitte Our Friend the Atom aus dem Jahr 1957 auf Youtube anschauen. In diesem von Walt Disney produzierten Film wird vom deutschen Physiker und ehemaligen SS-Mitglied Heinz Haber der Segen der radioaktiven Strahlung sehr anschaulich und kindergerecht erklärt. Allerdings scheint auch Dr. Haber verstanden zu haben, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe möglichst bald aufhören müsste – die Nutzung der Atomkraft war für ihn die einzige Lösung.

Was dagegenspricht, sich in Fragen, die menschliche Angelegenheiten angehen, auf Wissenschaftler qua Wissenschaftler zu verlassen, ist nicht, daß sie sich bereitfanden, die Atombombe herzustellen, bzw. daß sie naiv genug waren zu meinen, man würde sich um ihre Ratschläge kümmern und bei ihnen anfragen, ob und wie sie eingesetzt werden sollte; viel schwerwiegender ist, daß sie sich überhaupt in einer Welt bewegen, in der die Sprache ihre Macht verloren hat, die der Sprache nicht mächtig ist.

Arendt, Hannah. Vita activa oder Vom tätigen Leben

Der oben genannte Film vermittelt den Eindruck, dass es bei der Kernenergie nicht nur um eine neue Technologie handelt, sondern um eine Revolution der menschlichen Existenz. Heute ist das gleiche Phänomen in der Diskussion der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz (KI) zu beobachten. Die Automatisierung versprach die Abschaffung der physischen Arbeit, die KI das Ende des menschlichen Denkens. Dabei ist die Fähigkeit kritisch zu Denken heute wichtiger als je zuvor.

Warum werden gerade diejenigen Wünsche, die sich auf Irrtümern gründen, in uns übermächtig? Nichts haben sie mir später mehr übelgenommen als meine Weigerung, mich ihrem fatalen Wunschentzücken hinzugeben.

Christa Wolf, Kassandra

Es gab auch vernünftigere Stimmen auf der Welt. Schon während des zweiten Weltkrieges hat sich Erwin Schrödinger (Nobelpreis 1933) Gedanken zur thermodynamischen Erklärung des Lebens gemacht (Was ist Leben?). Seine Ideen, zusammen mit den späteren Arbeiten von Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977) und anderen, sind für eine wissenschaftlichen Definition der Nachhaltigkeit ausreichend. Leider hat sich niemand dafür interessiert. Im Jahr 1958 erklärte der renommierte amerikanische Ökonom J. K. Galbraith in seinem Buch The Affluent Society den Kapitalismus zum Auslaufmodell: Wenn Arbeit darin besteht, ein sinnloses Produkt zu erstellen, das niemand braucht und die Umwelt zerstört, wäre es viel besser, nicht zu arbeiten. Auch für diese offensichtlich korrekte Aussage hat sich niemand interessiert.

Im Jahr 1958 haben sich auch meine Eltern kennengelernt. Als sie fünf Jahre später heirateten, war das Buch Silent Spring von Rachel Carson gerade erschienen, das vielleicht als Anfang der Umweltbewegung gesehen werden kann. Vor 50 Jahren, als ich erst fünf Jahre alt war, wurde die Studie Grenzen des Wachstums des Club of Rome veröffentlicht, die aufgrund ihrer Richtigkeit weitestgehend ignoriert wurde. Dafür wurden Wissenschaftler, welche die Studie nicht verstanden haben, später mit dem Nobelpreis geehrt (Why Economists Can’t Understand Complex Systems: Not Even the Nobel Prize, William Nordhaus – Resilience).

Als die kleine Kirche in Stehag im 12. Jahrhundert gebaut wurde, waren die letzten vorchristlichen Tempel im damals dänischen Reich gerade abgerissen und ein Weltbild durch ein neues, nicht weniger falsches, ersetzt worden. Etwa 500 Jahre später hat ein gewisser Galileo Galilei einen bemerkenswerten Brief an die Grossherzogin Christina von Toskana verfasst. Er verteidigt darin die empirischen Wissenschaften, deren Aussagen auf Beobachtungen der Natur basieren, und hält fest, dass die Mächtigen dieser Welt zwar Gesetze, aber keine Naturgesetze, erlassen können. Was dabei auffällt, ist die Naivität Galileos. Er glaubte, dass seine Forschungsergebnisse allein wegen ihrer Richtigkeit akzeptiert werden müssten und verstand nicht, dass die Mächtigen sich nur für ihre Nützlichkeit interessierten. Da die katholische Kirche darin vor allem ein Infragestellen der göttlichen Ordnung gesehen hat, wurde Galileo unter Hausarrest gestellt und zum Schweigen gebracht.

Ich entdeckte vor wenigen Jahren, wie Ihre durchlauchte Hoheit wohl wissen, viele besondere Erscheinungen am Himmel, die bis dahin unsichtbar gewesen waren. Weil diese, sei es wegen ihrer Neuheit, sei es wegen mehrerer Konsequenzen, die sich aus ihnen ergeben, einigen Behauptungen über die Natur widersprechen, die üblicherweise von den Philosophenschulen akzeptiert werden, brachten sie eine nicht geringe Zahl von Professoren gegen mich auf, gleichsam als ob ich diese Dinge eigenhändig an den Himmel gesetzt hätte, um Natur und Wissenschaft in Verwirrung zu bringen.

Galileo Galilei, Brief an die Grossherzogin Christina

Wir müssen die wissenschaftliche Revolution, die vor etwa 400 Jahren stattgefunden hat, neu denken. Sie war weniger ein Sieg der Vernunft als ein machtpolitischer Entscheid, die Priester durch Wissenschaftler zu ersetzen, genauso wie die Könige der Wikinger 500 Jahre früher das Christentum aus realpolitischen Überlegungen eingeführt haben. Weltanschauungen sind nun mal Narrative, die bestehende Machstrukturen rechtfertigen sollen, und die Vertreter der Kirche und der Wissenschaft werden wegen ihrer Nützlichkeit geduldet. Dafür müssen sie einfach so tun, als könnten sie alle Probleme der Menschheit lösen und dem König niemals widersprechen. Die COVID-, Klima-, oder Energiestrategien eines Landes sind aus wissenschaftlicher Sicht immer gut, weil die Wissenschaftler sonst kein Geld bekommen. Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber der Interessenskonflikt ist offensichtlich, da die Forscher ihren Lohn direkt vom Staat beziehen. Es erstaunt immer wieder, wie häufig Forschungsergebnisse im Interesse des Auftraggebers ausfallen. Die Warnung Galileos aus dem Jahr 1615 ist somit ungehört geblieben, und nur so ist die Idee des nachhaltigen Wachstums als Antwort auf den Klimawandel zu verstehen. Diese neuste Inkarnation des Perpetuum Mobiles ist eher durch ihre politische Notwendigkeit als ihre physikalische Machbarkeit zu erklären.

Die Krise der Menschheit ist ein direktes Resultat unseres Weltbildes und deshalb nicht durch neue Technologie zu lösen. Hingegen wäre unabhängige Forschung, die nicht im Interesse der Geldvermehrung durchgeführt wird, sehr wichtig. Die Forschungsförderung führt aber dazu, dass die Universitäten heute keine Kraft des gesellschaftlichen Wandels sind und die Prophezeiung Galileos aus dem Bühnenstück von Bertolt Brecht sich leider bewahrheitet hat. Aus den Forschern ist “ein Geschlecht erfinderischer Zwerge” geworden, die für alles gemietet werden können.

Unter diesen ganz besonderen Umständen hätte die Standhaftigkeit eines Mannes große Erschütterungen hervorrufen können. Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler etwas wie den hippokratischen Eid der Ärzte entwickeln können, das Gelöbnis, ihr Wissen einzig zum Wohle der Menschheit anzuwenden! Wie es nun steht, ist das Höchste, was man erhoffen kann, ein Geschlecht erfinderischer Zwerge, die für alles gemietet werden können.

Brecht, Bertolt. Leben des Galilei

Heute brauchen wir aber keine Wissenschaft, um den schlechten Zustand unseren Planeten zu verstehen. Der grösste Vorteil einer Zeitreise ist vielleicht, dass sie die schleichende Verschlechterung der Umwelt gnadenlos offenbart. Wer zu den Orten seiner Kindheit zurückkehrt, stellt sehr schnell fest, dass die Wiesen und Wälder von damals, durch Strassen, Parkplätze, und Häuser ersetzt worden sind. Die biologische Vielfalt ist einer primitiven Konsumgesellschaft gewichen, was sicher nicht nachhaltig ist. Leider scheinen viele Menschen dies nicht zu verstehen, weil sie jeglichen Bezug zur Natur und zu biologischen Prozessen verloren haben. In der Generation meines Vaters ist praktisch jeder auf einem Bauernhof aufgewachsen und hat verstanden, wie Essen auf den Tisch kommt. Heute ist dies nicht mehr der Fall.

Es geht inzwischen, inmitten von Finanzkrise, Klimawandel, Ressourcenkonkurrenz und Globalisierung der Wirtschaftskreisläufe, schon längst nicht mehr um die Gestaltung einer offenen Zukunft: Aller Schwung ist dahin. Es geht nur mehr um Restauration; um die Aufrechterhaltung eines schon brüchig gewordenen Status quo, in diesem Sinn nicht mehr um Politik, sondern um hektisches Basteln.

Welzer, Harald. Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand
Eine letzte Warnung an die Menschheit von Ann-Margret Jönsson, geb. Nordborg.

Meine Mutter hat die Zusammenhänge der Natur intuitiv sehr gut verstanden. Mit unglaublicher Energie, Kreativität und künstlerischer Begabung schien sie sich zum Ziel gesetzt haben, die Welt noch schöner zu gestalten. Als sie im Alter von nur 47 Jahren an Krebs erkrankte, haben ihre Kräfte noch ausgereicht, um als Abschied eine letzte Warnung and die Menschheit zu schaffen. Entstanden ist dabei ein Wandteppich mit einer blutenden Erde unter einer kaputten Ozonschicht.

Einige Monate später, im Juni 1988, war sie tot. Den Wandteppich habe ich im Elternhaus wiedergefunden und in unserem Sommerhaus aufgehängt. Möge er dort künftige Generationen zum Nachdenken anregen.


Zeit zum Handeln

Nach meinem sechsmonatigen Sabbatical bin ich hochmotiviert in die Schweiz zurückgekehrt. Ich werde die mir verbleibende Zeit nutzen, um etwas Gutes zu tun.

Hier einige Links zu Aktivitäten, die in den letzten Monaten passiert sind.

  • Die Idee der globalen Klimakompensation hat eine eigene Webseite erhalten: Global Climate Compensation.
  • Ich habe die grossartige Klimajournalistin Rachel Donald kennengelernt. Sie hat den Podcast Planet: Critical ins Leben gerufen und mich eingeladen, über die Klimakompensation zu sprechen.
  • Meine Beiträge für higgs.ch sind vom Energieexperten Thomas Elmiger gerettet worden. Sie sind hier zu finden: Henrik Nordborg schreibt für Energie-Experten.
  • Als Physiker habe ich mich von Erwind Schrödinger, Ilya Prigogine und andere inspirieren lassen und arbeite jetzt an einer thermodynamischen Definition der Nachhaltigkeit. Einen ersten Vortrag zu diesem Thema durfte ich im August dieses Jahres an der CMD29 Konferenz in Manchester halten. Die Konferenz hatte nichts mit Nachhaltigkeit zu tun, aber die Organisatoren waren der Meinung, dass das Thema uns allen angeht.
  • Ich suche Partner für eine Beteiligung am MEER-Projekt (Solar Radiation Managment | Meer). Es geht darum, die Sonneneinstrahlung an geeigneten Orten mit Spiegeln abzuschirmen.

Was mich in den letzten Monaten besonders beeindruckt und gefreut hat ist die Tatsache, dass immer mehr Entscheidungsträger der Wirtschaft die Notwendigkeit des Handelns einsehen. Es laufen auch Aktivitäten über die ich im Moment nichts sagen darf 😊.

PS: Ich habe im obigen Text bewusst auf gendergerechte Sprache verzichtet. Die Welt der Vergangenheit war männerdominiert, und ich möchte nicht die Frauen für unsere Probleme verantwortlich machen.

Und sie dreht sich doch!

Liebe Mitmenschen, liebe Klimastreikende

Hier ein kleines Update zu meiner Präsentation «Auf ein Wunder zu hoffen ist keine Strategie» mit einem Vorwort von Galileo Galilei (vgl. Denken ist erlaubt). Der Auslöser dafür war nicht nur die Wiederaufnahme der Klimastreiks, sondern auch der fast komplette Realitätsverlust der offiziellen Klimadebatte. Alle reden von der Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen möglichst schnell zu senken. Gleichzeitig wissen wir, dass sie bis im Jahr 2030 kaum sinken werden, womit wir dann auch das Zwei-Grad-Ziel aufgeben können. Der Grund ist, dass eine schnelle Absenkung der Emissionen bei gleichbleibender oder sogar steigender Wirtschaftsleistung eine physikalische Unmöglichkeit darstellt, wie ich in meinem Vortrag zeige. Wir könnten genauso gut die Erfindung des Perpetuum Mobiles zur offiziellen Klimastrategie machen.

Leider ist der Vortrag etwas zu lang geraten aber er enthält einige interessante Informationen. Eine PDF-Version der Vortrages ist hier.

Auf ein Wunder zu hoffen ist eben keine Strategie. Wenn wir also jetzt nicht bereit sind, die wirtschaftliche Notbremse zu betätigen, gibt es keine Hoffnung mehr. Um mit Hannah Arendt zu sprechen, stehen wir dann wieder vor dem «totalen Zusammenbruch aller geltenden moralischen Normen im öffentlichen und privaten Leben», ausgelöst durch das banale Versagen der Eliten, das Richtige zu tun.

«Was eben wahr ist allerorten
Das sag ich mit ungescheuten Worten.»

Übrigens habe ich letzte Woche den Klimaplan von avenir suisse erhalten. Besten Dank dafür. Ich werde den Bericht unvoreingenommen und mit grossem Interesse lesen und bei Gelegenheit einen Kommentar dazu verfassen.

Mit nachhaltigen Grüssen,
Henrik Nordborg

PS: Ich rede in meinem Vortrag über die globale Situation. Für die reichen Industrieländer ist die Situation viel einfacher: Je schneller sie sich von fossilen Brennstoffen verabschieden können, desto besser. “When in a hole, stop digging”. Etwas Selbstversorgung wäre beim globalen Klimakollaps vielleicht gar nicht schlecht. Sie haben die Technologie und die finanziellen Ressourcen dafür.

Die ganze Welt ist eine Bühne

Die Klimakrise ist aber höchst real.

Im Jahr 1648 reiste Johan Axelsson Oxenstierna als offizieller Vertreter Schwedens an die Friedensverhandlungen in Westfalen. In einem Brief an seinen Vater, den schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna, äusserte er seine Bedenken, dass er für die Aufgabe eventuell zu unerfahren sei. Dieser hat ihn aber mit folgendem Satz beruhigt: «Du ahnst nicht, mein Sohn, mit wie wenig Verstand die Welt regiert wird.»

Im Jahr 2020 ist diese Einschätzung aktueller denn je. Im Weissen Haus sitzt ein Egomane, der sich weigert seine Wahlniederlage einzugestehen. Sein russisches Pendant ist etwas geschickter und stellt sicher, dass er die Wahlen jedes Mal gewinnt. In China werden gar keine Wahlen durchgeführt, was den administrativen Aufwand der Machterhaltung deutlich reduziert. Die Briten haben sich entschieden, den Brexit um jeden Preis umzusetzen, auch wenn das Volk dabei verhungern wird, während andere EU-Mitglieder immer grössere Mühe mit Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte bekunden. Zwischen Aserbaidschan und Armenien tobte ein kurzer Krieg, in dem die israelischen und türkischen Drohnen der Aserbaidschaner die armenische Armee in kürzester Zeit ausgeschaltet haben. Im automatisierten Hightech-Krieg der Zukunft sind die Menschen nur noch Kanonenfutter. Darüber wurde aber praktisch nichts berichtet, da die Medien zwischen Trump und der Pandemie schlicht keine Zeit dafür hatten. Und schliesslich hat COVID-19 gezeigt, dass jedes Thema politisiert werden kann, weil das Internet zu einem Selbstbedienungsladen für alternative Fakten mutiert ist. Wie erkläre ich meinen Kindern, dass wir von Egoisten, Hohlköpfen und Psychopathen regiert werden? Zum Glück haben sie es schon längst begriffen.

Dabei hätten wir eigentlich eine Klimakrise zu bewältigen. November 2020 war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen und die CO2-Konzentration der Atmosphäre ist höher als jemals zuvor in den letzten drei Millionen Jahren. Es ist inzwischen klar, dass die bisherige Erderwärmung von “nur” einem Grad verheerende Auswirkungen hatte und es ist ebenso klar, dass junge Menschen, die wie meine Kinder im 21. Jahrhundert geboren sind, mit einem weiteren Temperaturanstieg von mindestens einem Grad fertig werden müssen.

Leider gibt es auch nach 25 Klimakonferenzen der UNO nicht mal ansatzweise einen Plan, um die Klimazerstörung zu stoppen. Das Problem lässt sich graphisch sehr schön darstellen.

Es geschehe ein Wunder!

Das Diagramm enthält nur öffentlich verfügbare Daten. Die durchgezogenen Kurven zeigen das weltweite inflationsbereinigte Bruttoinlandprodukt (GDP) in Billionen USD (blau) und die globalen jährlichen CO2-Emissionen in Gigatonnen (rot). Wenn man die Achsen richtig skaliert, ist die enge Korrelation der beiden Grössen offensichtlich. Die gestrichelte blaue Kurve stellt ein jährliches Wirtschaftswachstum von +2% dar, was von den G20-Staaten als Minimalziel für die nächste Zukunft erachtet wird. Die gestrichelte rote Kurve zeigt eine Halbierung der CO2-Emissionen innerhalb von 10 Jahren oder eine jährliche Reduktion von 6.7%, wie es vom Pariser Klimaabkommen verlangt wird. Die Regierungen der Welt haben somit Ziele festgelegt, die sich wahrscheinlich gegenseitig ausschliessen. Wer die Quadratur des Kreises zum politischen Programm macht, wird seine Wähler*innen bald enttäuschen.

Wenn ich öffentliche Klimavorträge halte, fängt das Publikum spätestens an diesem Punkt an zu lachen. Man muss weder Ökonom noch Wissenschaftler sein, um zu verstehen, was hier gespielt wird. Axel Oxenstierna hätte es sofort verstanden, Machiavelli auch. Wenn die Mächtigen von den langfristigen Konsequenzen ihres Handelns nichts zu befürchten haben, entscheiden sie sich immer für den kurzfristigen Gewinn. Wenn Politik und Wirtschaft von älteren vorwiegend weissen Männern kontrolliert werden, ist nichts Anderes zu erwarten. In der Privatwirtschaft wird häufig von «Dogfooding» gesprochen: die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens müssen im übertragenen Sinn «das eigene Hundefutter essen», um die Qualität zu garantieren. Softwareentwickler sollen die eigene Software nutzen, Mitarbeiter eines Autoherstellers sollen nicht lieber mit den Autos der Konkurrenz fahren und das Personal von McDonalds soll auch bereit sein, ab und zu einen Hamburger zu essen. Die Reichen und Mächtigen dieser Welt, die für die globale Wirtschaftspolitik zuständig sind, müssen sich wegen der Klimaerwärmung wenig Sorgen machen, da sie alt und reich genug sind, um sich von den Konsequenzen freikaufen zu können.

Galileo Galilei wurde im Jahr 1633 zu Hausarrest verurteilt, weil er die Wahrheit über die Bewegung der Planeten gelehrt hatte. Interessanterweise scheint er das Universum viel besser verstanden zu haben als seine Mitmenschen, denn er versuchte die katholische Kirche mit Fakten zu überzeugen. Dies ist eine weit verbreitete Berufskrankheit der Wissenschaftler, die immer davon ausgehen, dass der politische Gegner sich für die Wahrheit interessiert. Dabei war es im 17. Jahrhundert dem Papst ziemlich egal, welcher Planet sich um welchen drehte. Wichtiger war, dass die Kirche ihre Deutungshoheit des Weltgeschehens behalten konnte. Der Klerus hat mit allen Mitteln versucht, die wissenschaftliche Revolution aufzuhalten, was ihm in den katholischen Ländern auch teilweise gelungen ist. Die protestantischen Fürsten, denen es vor allem darum ging, die Macht des Papstes zu schwächen, waren eher für neue Ideen offen. Ihre Kanonen haben vielleicht mehr für die Verbreitung der Wissenschaft geleistet als Galileo. Ein hochgradig ketzerischer Gedanke.

Die Moral der Geschichte ist einfach: es geht immer nur um Macht. Die Reichen und Mächtigen der Welt interessieren sich nicht für die Wissenschaft per se, sondern nur für ihre Nützlichkeit. Die Erforschung der Welt dient nur ihrer Ausbeutung und wissenschaftliche Erkenntnisse, welche die bestehende Gesellschaftsordnung in Frage stellen, waren aber nie beliebt.

Deshalb ist die Grafik oben so wichtig. Ein gewisser Optimismus bezüglich der Möglichkeiten neuer Technologien ist vollkommen in Ordnung, aber auf ein Wunder zu hoffen ist keine Strategie. Es besteht ein Unterschied zwischen Optimismus und Fanatismus. Obwohl eine vollständige Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch als sehr unwahrscheinlich erscheint, gilt «nachhaltiges Wachstum» in der Politik als einzige «realistische Lösung» der Klimakrise. Das Primat des Kapitals steht nicht zur Diskussion, so wie die Lehren Aristoteles vor 400 Jahren nicht durch physikalische Beobachtungen in Frage gestellt werden durften. «Meine Herren, ich ersuche Sie in aller Demut, Ihren Augen zu trauen» lässt Bertolt Brecht Galileo sagen. Ich kann diese Aufforderung nur mit zunehmender Verzweiflung wiederholen.

«Die ganze Welt ist Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler» schrieb ein berühmter Zeitgenosse Alex Oxenstiernas. Wir können davon ausgehen, dass der Autor von Werken wie «Richard III», «King Lear» oder «Julius Caesar» die heutige Lage der Menschheit sehr schnell und treffend analysiert hätte. Denn es geht beim Klimaschutz nicht um Forschung oder Technik. Es geht um Gier, Macht und Geld. Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt und dessen Lösung ebenso: die Förderung fossiler Brennstoffe muss so schnell wie möglich gestoppt werden! Leider hätte diese Entscheidung dermassen grosse gesellschaftliche Auswirkungen, «daß wir die Übel, die wir haben, lieber ertragen als zu unbekannten fliehn.»

So wird seit Jahrzehnten Theater gespielt, ohne dass jemand sich traut, das tatsächliche Problem beim Namen zu nennen. Die Klimaforscher tun so als würden wir noch mehr Klimadaten brauchen, obwohl wir mehr als genug wissen um zu handeln. Die Ingenieure wollen die Klimakrise mit Elektromobilität und erneuerbaren Energien lösen, die Informatiker mit Digitalisierung, die Ökonomen mit Wirtschaftswachstum, und die Politiker am liebsten gar nicht, wenn es sie Stimmen kosten könnte. Wir spielen alle unsere Rollen mit dem Ziel, die nächste Lohnzahlung zu erhalten und vergessen dabei, dass die Klimakrise so nicht gelöst werden kann. «Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral». Das Resultat ist eine Folge ungenügender Massnahmen, die uns in die Katastrophe führen.

Dabei wäre eine Lösung der Klimakrise gar nicht so schwierig, wenn wir uns von der Vorstellung des ewigen Wachstums lösen würden. Wie Einstein so richtig festgehalten hat, können wir Probleme niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Die Industrienationen sind durch übermässigen Ressourcenverbrauch reich geworden und haben dadurch die Klimaerwärmung und viele andere Problemen verursacht. Sie haben jetzt sowohl die finanziellen Mittel wie auch die moralische Verantwortung, diese Probleme zu lösen, wie sie auch in der «United Nations Framework Convention on Climate Change» aus dem Jahr 1992 festgehalten haben.

Wir zahlen jetzt aber den Preis dafür, dass wir die Welt weitgehend privatisiert haben. Vor Kurzem nahm ich an einem Podiumsgespräch mit hochkarätigen Vertretern der Finanzbranche teil. Unter dem Titel «Finance in Climate» wurde über die Auswirkungen des Klimawandels auf Geldanlagen gesprochen. Positiv dabei war die Feststellung, dass die fossilen Energieträger ausgedient haben. Wer heute noch in Öl-, Kohle-, oder Gasfirmen investiert, verschenkt einfach sein Geld. Ein Beispiel: während die Aktienkurse von BP und Shell im Jahr 2020 um mehr als ein Drittel eingebrochen sind, ist der Börsenkurs des dänischen Windkraftherstellers VESTAS um 100% gestiegen. Die schlauen Anleger haben die Zeichen der Zeit erkannt und verlassen das sinkende Schiff.

Dass Anleger und Finanzinstitute Geld verdienen wollen, ist nicht erstaunlich und vielleicht nicht mal verwerflich. Schwierig wird es, wenn Geldvermehrung zum einzigen Ziel menschlichen Handelns wird. Hinter Begriffen wie «private-public- partnership» und «green investing» versteckt sich die traurige Wahrheit, dass Probleme der heutigen Welt nur dann lösbar sind, wenn sich jemand dadurch bereichern kann. Heute besitzen 1% der Superreichen mehr als die restlichen 99% der Weltbevölkerung. Sie sind gerne bereit, etwas für die Rettung der Welt zu tun, wenn sie dadurch noch reicher werden können. Die Bemerkung, dass sie unrechtmässig reich geworden sind, weil sie ihr Vermögen mit nicht-nachhaltigen Investitionen aufgebaut haben, führt im Kreis der Reichen zum Eklat. Dabei sind es gerade sie, die durch ihren Lebensstil den Planeten am stärksten belasten.

Die Grafik oben zeigt somit die intellektuelle Kapitulation der Menschheit vor dem Primat des Kapitals. Von bestehenden Machtstrukturen werden wir gezwungen, auf dem Weg des Wachstums weiter ins Ungewisse zu laufen und hinter uns die Brücken zu verbrennen. Wir wissen nicht was wir tun und welche Auswirkungen es haben wird. Sicher ist nur, dass wir es nicht mehr rückgängig machen können. Wenn wir in 10 Jahren feststellen, dass eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch unmöglich ist, wird es längst zu spät sein. Wie Soldaten in einer längst verlorenen Schlacht machen wir einfach weiter, ohne den Sinn des letzten Befehls zu hinterfragen. Wir sind in einer Falle der gefühlten Ausweglosigkeit gefangen und können uns nicht mehr vorstellen, dass es anders sein könnte.

Man kann heute keine Diskussion über die Zukunft führen, ohne auf die Globalisierung einzugehen. Ihre ideologische Seite besteht darin, alle anwachsenden Zumutungen im Kapitalismus als Wirkung eines objektiven Prozesses zu deuten, auf den man keinen Einfluss habe.

Gregor Gysi

Dabei könnte alles anders sein. Die Reise Johan Oxenstiernas nach Westfalen wurde dadurch veranlasst, dass ein deutscher Mönch namens Martin Luther etwa 130 Jahre früher seine 95 Thesen in Wittenberg vorgelegt hatte. Er hat darin das Geschäft mit dem Ablasshandel in Frage gestellt und viele Kritikpunkte rhetorisch geschickt als naive Fragen formuliert: «Warum baut der Papst, der heute reicher ist als der reichste Crassus, nicht wenigstens die Kirche St. Peter lieber mit seinem eigenen Geld als dem der armen Gläubigen?» Eine berechtige Frage. Ihre heutige Entsprechung wäre die Frage, wieso wir immer noch über globale Armut diskutieren, wenn die Superreichen das Problem morgen lösen könnten.

Heute brauchen wir wieder eine Reformation des Denkens, die uns erlaubt, die intellektuelle Zwangsjacke des Kapitalismus abzuwerfen. Der Homo Oeconomicus wird die Klimakrise nicht lösen können, der Homo Sapiens vielleicht schon. Wir müssen uns wieder darauf besinnen, dass Fragen ohne Antworten wertvoller sind als Antworten, die nicht hinterfragt werden dürfen.

Viele Ökonomen können sich eine Welt ohne Wirtschaftswachstum nicht vorstellen. Dies ist schon etwas fantasielos, denn ich kann mir eine Welt ohne Ökonomen sehr gut vorstellen. Um die gesellschaftliche Debatte etwas zu beleben und ein paar Gedanken anzuregen, lege ich gleich folgende Thesen für das neue Jahr vor:

  • Selbstverständlich können wir die Klimazerstörung stoppen, da diese zu 100% von menschlichen Aktivitäten verursacht wird. Dass der grösste Teil der Klimazerstörung auf Luxuskonsum der reichen Länder zurückzuführen ist, macht die Lösung des Problems noch einfacher.
  • Ob wir die Klimazerstörung aufhalten wollen, ist hauptsächlich eine ethische Frage und hat nichts mit Wissenschaft und Wirtschaft zu tun. Es geht gar nicht um Geld, sondern um das Überleben der Menschheit und den einzig bewohnbaren Planeten im uns bekannten Universum.
  • Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Der Planet ist dermassen komplex, dass nur ein Verrückter sich anmassen würde, die Kosten des Klimaschutzes den wirtschaftlichen Schäden der Klimaerwärmung gegenüberzustellen, um ein Optimum zu finden. Leider hat er dafür Wirtschaftsnobelpreis erhalten.
  • In der Vergangenheit war es nicht notwendig, die Zukunft vorherzusagen, weil das Klima stabil war. Es gab im Wesentlichen nur jährliche Schwankungen, denen man sich anpassen konnte. Es gibt viele Bäume, die älter als 1000 Jahre sind. Der Grund dafür ist, dass die mittlere Temperatur der Welt sich während dieser Zeit um weniger als 0.2°C verändert hat. Heute steigt die Temperatur um mehr als 0.2° pro Dekade. In der Zukunft wird es sicher keine Wälder mit alten Bäume geben.
  • Wir müssen den Gedanken akzeptieren, dass Klimaschutz mit Wirtschaftswachstum wahrscheinlich nicht vereinbar ist. Im Moment haben wir für diesen Fall keinen Plan.
  • Es gibt keine nationalen Klimaziele, sondern nur ein globales. Internationale Zusammenarbeit ist angesagt.
  • Es gibt keinen Widerspruch zwischen Klimaschutz und Vollbeschäftigung. Günstige fossile Brennstoffe fördern Globalisierung und Automatisierung, wodurch Arbeitsplätze abgebaut werden.
  • Es gibt einen Widerspruch zwischen Klimaschutz und Kapitaleinkommen. In einer nachhaltigen Welt wird man wieder arbeiten müssen, um Geld zu verdienen.
  • Was uns in den vergangenen 30 Jahren als Klimapolitik verkauft wurde, war ein verzweifelter Versuch, ein bankrottes System zu retten. Die Geschichte wiederholt sich immer wieder und jedes Mal als Tragödie. Der Versuch, die europäischen Monarchien zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu retten, hat viele Tote hinterlassen. Beim Versuch, den Kapitalismus zu retten, könnten noch mehr Leute sterben.

Ich gebe offen zu, dass ich beim Nachdenken über den Zustand der Welt sowohl Wut wie auch Trauer verspüre. Trauer über das bereits Verlorene. Wut darüber, dass wir die Zerstörung der Zukunft unserer Kinder tatenlos hinnehmen.

Dabei gäbe es viel Grund zum Optimismus. Der Planet ist immer noch bewohnbar und der Sonne ist es sowieso egal, was wir auf der Erde machen. Wenn wir mit der Zerstörung des Planeten rechtzeitig aufhören, könnte sich die menschliche Zivilisation während Jahrtausenden noch positiv weiterentwickeln. Wir müssen es aber nicht nur wollen, sondern auch den Mut haben, eine Zukunft für unsere Kinder einzufordern.

Ohne einen Plan geht aber gar nichts, weshalb ich einen entwickelt habe: Die globale Klimakompensation. Mit dieser kann die Klimaerwärmung gestoppt, die globale Armut abgeschafft, die Flüchtlingskrise beendet und für mehr internationale Stabilität gesorgt werden. Plötzlich könnten unsere Kinder wieder Kinder sein und mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft schauen. Wenn sich das WEF wirklich für das Wohlergehen der Menschheit interessieren würde, könnten ihre prominenten Mitglieder die globale Klimakompensation morgen umsetzen. Als Konsequenz würden sie vielleicht künftig auf ihre Business Jets verzichten müssen.

Und damit sind wir beim Kern des Problems angekommen. Mit der Globalisierung hat sich der Kapitalismus von den Fesseln der Demokratie befreit. Die Menschen, die ihre Kinder noch lieben, haben nicht die Macht, die Klimaerwärmung zu stoppen. Die Mächtigen wollen es nicht. Hier müssen wir ansetzen. Wir können nicht zulassen, dass eine kleine Gruppe von Menschen, die weder gewählt wurden noch sonst irgendwelche politische Legitimität haben, die Zukunft unserer Kinder zerstören.

Kehren wir doch die Feststellung von Edmund Burke, Albert Einstein und anderen für einmal um: damit das Gute gewinnt müssen anständige Menschen etwas Rückgrat zeigen. In zehn Jahren wird es zu spät sein, die Klimazerstörung zu stoppen, und wir werden zehn Jahre älter sein. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Ein am 25. Juli 1654 datierter Brief beginnt mit dem Satz «Mein lieber Sohn» und endet mit «Dein treuer Vater, solange ich noch lebe, Axel Oxenstierna». Memento mori. Auf der Rückseite hat der Adressat, Graf Erik Oxenstierna folgende Bemerkung hinzugefügt: «Dies ist der letzte Brief meines verehrten Herrn Vaters». Aus den isländischen Sagen der Wikinger ist folgender Hinweis überliefert worden:

Das Vieh stirbt, die Freunde sterben,
endlich stirbt man selbst;
doch eines weiß ich, daß immer bleibt:
das Urteil über den Toten.

Hávamál

Wer den Sinn des Lebens nur in der Vermehrung materiellen Eigentums sieht, wird nicht als Vorbild oder wegen seines Charakters in Erinnerung bleiben, sondern hauptsächlich als Entsorgungsproblem.

Ich wünsche allen ein aufgeklärtes und gesundes neues Jahr!

Denken ist erlaubt

GALILEI (fast unterwürfig): Meine Herren, der Glaube an die Autorität des Aristoteles ist eine Sache, Fakten, die mit Händen zu greifen sind, eine andere. Sie sagen, nach dem Aristoteles gibt es dort oben Kristallschalen, und so können gewisse Bewegungen nicht stattfinden, weil die Gestirne die Schale durchstoßen müßten. Aber wie, wenn Sie diese Bewegungen konstatieren könnten? Vielleicht sagt Ihnen das, daß es diese Kristallschalen gar nicht gibt? Meine Herren, ich ersuche Sie in aller Demut, Ihren Augen zu trauen.

Brecht, Bertolt. Leben des Galilei: Schauspiel. Suhrkamp Verlag.

Das Problem einer autoritären Erziehung ist, dass die Kinder nie zu denken lernen. Wenn jede ihrer Fragen mit dem Satz «weil ich es sage» beantwortet wird, verlieren Sie ihre Neugier und haben keine Lust mehr, sich selber Gedanken zu machen. Sie gewöhnen sich daran, dass es immer Autoritäten gibt – seien es die Eltern, die Priester oder die Lehrer – die alles besser wissen. Das Erfolgserlebnis des Denkens bleibt aus.

Ein grossartiges Cartoon des iranischen Zeichners Mana Neyestani

Aus den autoritär erzogenen Kindern werden gehorsame Bürger autoritärer Regime. Studien in den USA haben gezeigt, dass die Wähler und Wählerinnen, die für Donald Trump stimmten, sich vor allem einen starken Mann als Präsidenten wünschten. Sie brauchen einen Führer, der immer sofort auf alles eine einfache Antwort hat, ganz unabhängig davon, ob diese richtig ist oder nicht. Das Nachdenken gilt für sie als Zeichen der Schwäche. Diese Haltung ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Im Jahr 2000 hatte ich ein Vorstellungsgespräch bei Boston Consulting in Chicago. Die Stelle habe ich nicht bekommen, weil der Personalverantwortliche das Gefühl hatte, ich denke bevor ich spreche. Mit diesem Urteil kann ich gut leben.

Autoritäre Systeme zeichnen sich durch ein einfaches Weltbild und die Unterdrückung abweichender Meinungen aus. Der Neoliberalismus ist deshalb autoritär, da er eine Lösung für alle Probleme postuliert und keine anderen Ideen zulässt. Die berühmte Behauptung von Margret Thatcher, dass es keine Alternative gibt (TINA), lässt sich kaum als Einladung zum Dialog interpretieren.

Wir leben heute in einer Welt, in der die freie Marktwirtschaft als göttliche Ordnung verstanden wird. Unbequeme Fakten werden unterdrückt und Unwahrheiten zu Dogmen erhoben. Obwohl unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten offensichtlich unmöglich ist, wird die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums selten infrage gestellt. Die Tatsache, dass der ökologische Fussabdruck der Menschheit um einen Faktor zwei zu gross ist und immer noch zunimmt, wird von den Mächtigen zur Kenntnis genommen und gleich ignoriert. Was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Galileo hätte den Frust der Klimaforscher sofort verstanden.

«Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität» sagt Galileo im oben zitierten Theaterstück von Bertolt Brecht. Was Galileo wirklich gesagt hat, wissen wir aus einem Brief an die Grossherzogin Christine (etwa aus dem Jahr 1615):

Ich möchte jene sehr klugen Väter bitten, dass sie mit aller Sorgfalt den Unterschied bedenken möchten, der zwischen den auf Meinung gegründeten und den beweisbaren Lehren besteht: Wenn sie sich nämlich deutlich vor Augen stellen würden, mit welcher Kraft die zwangsläufigen Schlussfolgerungen zwingend sind, würde ihnen eher klar werden, dass es nicht in der Macht der Professoren der beweisenden Wissenschaften steht, die Meinungen nach ihrem Willen zu ändern, indem sie sich bald dieser und bald jener anschliessen, und dass ein grosser Unterschied besteht zwischen dem Befehl an einen Mathematiker oder an einen Philosophen und der Anordnung an einen Kaufmann oder an einen Rechtsgelehrten, und dass die bewiesenen Schlüsse über die Dinge der Natur und des Himmels nicht mit der gleichen Leichtigkeit geändert werden können wie die Meinungen über das, was in einem Vertrag, einem Census oder einem Wechsel zulässig ist.

Hans Bieri, Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert, Peter Lang Verlag

Anders gesagt, auch vor 400 Jahren musste die Rolle der Wissenschaft den Mächtigen erklärt werden. In den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften gibt es keine Naturgesetze, da das ganze System menschengemacht ist. Gesetzliche Vorschriften, von denen erstaunlich viele für das Funktionieren der angeblich «freien Marktwirtschaft» erforderlich sind, können wir jederzeit ändern. Die Gesetze der Natur eben nicht. Ich bin nicht sicher, ob alle Juristen und Ökonomen dies verstehen.

Jesse Springer

Mit dem Coronavirus meldet sich die reale Welt zurück. Plötzlich haben wir es mit einer externen Bedrohung des Wirtschaftssystems zu tun, die sich nicht um menschengemachte Regeln und Gesetze kümmert. Erstaunt stellen wir fest, dass ein grosser Teil der Privatwirtschaft über Nacht abgestellt werden kann und wir trotzdem genug zu essen haben. Sogar das Klopapier reicht für alle. J. K. Galbraith hat dies in seinem Buch «Gesellschaft im Überfluss» schon im Jahr 1958 vorhergesagt. In einer Gesellschaft, deren materielle Bedürfnisse schon befriedigt sind, produziert die Wirtschaft hauptsächlich Produkte, die niemand braucht. «Die Wirtschaft schafft Arbeitsplätze» wird oft behauptet. Hoffentlich tut sie mehr als das, denn sonst müssten wir einen anderen Weg finden, die Menschen zu beschäftigen.

Im Gegensatz zur Klimaerwärmung stellt das Coronavirus keine Bedrohung der Menschheit dar. Weil aber diesmal Männer über 50 zur Risikogruppe gehören und ein Virus keine Lobby hat, wurde sofort reagiert. Es macht Sinn, die Verbreitung des Coronavirus so weit wie möglich einzudämmen, damit eine Überforderung des Gesundheitswesens vermieden werden kann. Zum Glück scheinen die meisten Regierungen der Welt dies zu verstehen und haben entsprechende Massnahmen ergriffen.

Die Coronakrise wäre auch eine gute Gelegenheit, unser Wirtschaftssystem grundsätzlich zu hinterfragen. Um dies zu verhindern, will eine Mehrheit der Meinungsbildner aus Politik und Wirtschaft möglichst schnell zur vermeintlichen Normalität zurückkehren. Es bestünde sonst die Gefahr, dass wir aus der Krise etwas lernten.

Genau dies sollten wir aber tun. Denn wir neigen dazu, jedes Problem mit minimalistischen Veränderungen des bestehenden Systems lösen zu wollen. Die Klimaerwärmung wollen wir mit Elektroautos und Solarpanels in den Griff bekommen, obwohl dies offensichtlich nicht ausreicht. Das Coronavirus lehrt uns, dass wir gewisse Herausforderungen auf diese Art nicht meistern können. Auch bei der Erwärmung des Erdklimas gibt es keinen Grund zu vermuten, dass das Problem innerhalb des bestehenden Wirtschaftssystems gelöst werden kann. Wir brauchen komplett neue Ideen.

Mike Lukovich

Die Frage ist, wer ein neues System aufbauen soll. Menschen wehren sich gegen Veränderungen, weil sie Angst haben, etwas zu verlieren. Es macht wenig Sinn, eine Gruppe von Kardinälen damit zu beauftragen, die Frage nach der Existenz Gottes zu klären. Analog können und wollen Menschen, die mit dem bestehenden Wirtschaftssystem reich und erfolgreich wurden, das System kaum umbauen. Niemand verlässt gerne den Bereich des Bekannten, um sich neue Themen zu widmen. Wenn Menschen doch über den Tellerrand schauen, werden sie mit dem Vorwurf konfrontiert, keine Experten zu sein.

Ich verstehe die Sorgen. Als Physiker hätte ich auch ein grosses Problem, wenn die Naturgesetze morgen aufhören würden zu gelten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert und ich es auch überleben würde, schätze ich aber als sehr gering ein. Somit bilden wissenschaftliche Fakten eine gute Basis für den Aufbau eines neuen Systems. Nicht weil sie von den Wissenschaftlern stammen, sondern weil sie wahr sind.

Wer jetzt bereit ist, der Bitte von Galileo folgend den eigenen Augen zu trauen, stellt Erstaunliches fest. In vielen Städten der Welt hat sich die Luftqualität wegen des wirtschaftlichen Lockdowns massiv verbessert und der Lärmpegel ist gesunken. Dies ist eindeutig gut für Mensch und Umwelt. Der wirtschaftliche Schaden hingegen ist systembedingt. Wenn unser Wirtschaftssystem nicht auf Wachstum und Überkonsum basierte, wäre der Lockdown kein Problem. «Die Wirtschaft leidet» verkünden die Medien unisono, aber niemand fragt sich wieso. Rein abgesehen davon, dass juristische Personen kaum leiden können.

Gleichzeitig geht es dem Planeten schlechter als je zuvor. Die ersten drei Monate dieses Jahres waren viel zu heiss, und Europa wird wieder von einer Dürre mit grossen Ernteausfällen bedroht. Der Lockdown wird den globalen CO2-Austoss um etwa 5% in diesem Jahr reduzieren. Wir brauchen aber eine Reduktion von über 7% pro Jahr über die nächsten 30 Jahre, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu verstehen, dass dies schwierig wird. Wenn wir in alten Denkmustern verharren, schaffen wir es sicher nicht.


Nachtrag 1: Ich möchte Margaret Thatcher nicht unrecht tun. Dass sie die Kohleminen in Grossbritannien geschlossen hat, war wohl gut für die Umwelt. Sie hat auch im Jahr 1989 in einem dringlichen Appell an die Generalversammlung der Uno vor den Gefahren der Umweltzerstörung und der Klimaerwärmung gewarnt. Ihre politischen Ideen waren sonst aber nicht besonders progressiv.

Nachtrag 2: Viele Denker*innen setzen sich im Moment mit den Konsequenzen der Coronakrise auseinander. Hier eine kleine Auswahl:

Nachtrag 3: Hier noch der Auszug aus dem Brief von Galilei Galileo:

Alla Serenissima Madama, la Gran Duchessa Madre.

….

Io vorrei pregar questi prudentissimi Padri, che volessero con ogni diligenza considerare la differenza che è tra le dottrine opinabili e le dimostrative; acciò, rappresentandosi ben avanti la mente con qual forza stringhino le necessarie illazioni, si accertassero maggiormente come non è in potestà de’professori delle scienze demostrative il mutar l’opinioni a voglia loro, applicandosi ora a questa ed ora a quella, e che gran differenza è tra il comandare a un matematico o a un filosofo e ‘l disporre un mercante o un legista, e che non con l’istessa facilità si possono mutare le conclusioni dimostrate circa le cose della natura e del cielo, che le opinioni circa a quello che sia lecito o no in un contratto, in un censo, o in un cambio.

Galileo Galilei, etwa 1615

Ist die Zukunft mehrheitsfähig?

Warum werden gerade diejenigen Wünsche, die sich auf Irrtümern gründen, in uns übermächtig? Nichts haben sie mir später mehr übelgenommen als meine Weigerung, mich ihrem fatalen Wunschentzücken hinzugeben.

Christa Wolf, Kassandra
Théâtre Aventicum

Ein kürzlich erschienenes Editorial in der Washington Post gibt zu denken. Bezugnehmend auf einen Bericht des World Resources Institute wird die Frage gestellt, ob es in 30 Jahren möglich sein wird, die Menschheit zu ernähren, ohne den Planeten zu verheizen. Heute wird weltweit genug Essen produziert, aber der ökologische Preis dafür ist sehr hoch und die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft reichen aus, um das Klima des Planeten zu destabilisieren. Dazu kommen andere Probleme, wie Bodenerosion und die Zerstörung von Biodiversität. Auf die Frage, ob es möglich sein wird, die Lebensmittelproduktion bei reduziertem ökologischem Fussabdruck signifikant zu steigern, haben wir schlicht keine Antwort.

Was ist mit einer Gesellschaft los, die eine massive Nahrungsversorgungskrise in weniger als 30 Jahren vorhersagen kann, aber nicht fähig ist, darauf zu reagieren? Wieso stellen wir nicht Ressourcen zur Verfügung, um dieses Problem zu lösen? Junge Menschen sind gesetzlich verpflichtet, Geld in Pensionskassen anzulegen, um vielleicht in 40 Jahren eine Rente zu bekommen. Das Geld wird teilweise in absurde Bauprojekte oder Ölförderung investiert, damit irgendwie eine fiktive Rendite erwirtschaftet werden kann. Es scheint aber niemanden zu interessieren, ob es in 30 Jahren etwas zu essen gibt. Das ist doch absurd!

Ein grosses Problem der heutigen Welt ist, dass sich die Mächtigen gar nicht für die Zukunft interessieren. Da sie mehrheitlich männlich, alt, weiss, und reich sind, haben sie andere Prioritäten. Wirtschaftlich macht es für diese Leute keinen Sinn, auf Konsum und Ressourcenverbrauch zu verzichten, damit die nächste Generation auch etwas zu essen haben wird. Die Jugend und Menschen aus dem globalen Süden haben leider politisch und wirtschaftlich wenig zu sagen. Somit erstaunt es nicht, dass die heutige Klima- und Umweltpolitik mit Palliativpflege grosse Ähnlichkeiten aufweist. Es geht nur darum, die letzten Tage der Menschheit möglichst komfortabel zu gestalten. Auf lange Sicht sind wir eh alle tot.

Auch in gut funktionierenden Demokratien ist die Situation nicht besser. Wir müssen uns wohl mit dem Gedanken abfinden, dass die Zukunft nicht mehrheitsfähig ist. Für eine transformative Veränderung der Gesellschaft, die für das Aufhalten der Klimakatastrophe erforderlich wäre, lassen sich im Moment keine politischen Mehrheiten finden. Die zentrale Frage ist, ob die Menschen wirklich bereit sind, ihre Kinder auf dem Altar des Materialismus zu opfern. Oder sind sie vielleicht einfach ungenügend informiert? (vgl. “The hope lies in the fact that people don’t know what is going on”, Interview mit Greta Thunberg.)

Hören wir doch endlich auf, über technische Lösungen und Details zu reden. Es spielt keine Rolle, ob wir die CO2-Emissionen mit einer Steuer oder über Zertifikatshandel senken. Das zentrale Problem ist doch, dass wir diese Emissionen gar nicht senken wollen, weil wir bei wachsender Bevölkerung immer mehr Energie pro Kopf brauchen. Wer jährlich aus Langeweile tausende von Kilometern fliegen möchte, braucht mehr Energie als wenn er zuhause bliebe. Mit einem zweieinhalb Tonnen schweren SUV herumzufahren macht absolut keinen Sinn, egal ob dieser mit Strom oder Benzin angetrieben wird. Wer eine grosse Wohnfläche hat, braucht mehr Ressourcen und Energie als jemand mit wenig Platzbedarf. Wer täglich Fleisch isst, hat einen hohen ökologischen Fussabdruck. Man kann nicht mehr essen und weniger scheissen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Die Klimakrise ist im Kern eine ethisch-moralische Krise, weshalb auch viele Menschen so emotional auf angebliche Weltverbesser*innen reagieren. Wir sehen Greta Thunberg und verstehen sofort, dass sie recht hat und uns moralisch weit überlegen ist. Ihre Botschaft «Du musst dein Leben ändern» kommt aber schlecht an. Wir wollen gar nicht akzeptieren, dass wir eine Wahl haben. Wenn wir einen lebenswerten Planeten erhalten wollen, müssen wir auch bereit sein, die dafür erforderlichen Massnahmen zu beschliessen und umzusetzen. Es ist dabei egal, ob sie wirtschaftlich Sinn machen oder nicht. Der Homo Oeconomicus wird den Planeten nicht retten, der Homo Sapiens vielleicht schon.

Es stellt sich somit die Sinnfrage. Werde ich am Ende meines Lebens die Gewissheit ertragen können, dass mein Lebensstil die Zukunft meiner Kinder zerstört hat und dass ich nichts unternommen habe, um dies zu verhindern? Werde ich nicht glücklicher, wenn ich zusammen mit jungen Menschen für die Zukunft kämpfe? Für mich war die Entscheidung einfach. Als Egoist und Feigling zu sterben, macht wirklich keinen Spass.

PS: Ein interessanter Beitrag zu Bescheidenheit und Lebenszufriedenheit ist heute im SRF Kontext erschienen.