Kleinvieh macht auch Mist

Da der politische Prozess in Sachen Klimaschutz, Klimaanpassung und Energiewende völlig blockiert scheint, wird es wohl an der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft liegen, die Menschheit zu retten. Die gute Nachricht ist, dass wir alle einen Beitrag leisten können.

Ein altes Haus mit einer modernen Solaranlage.

Die Dekarbonisierung der Gesellschaft erfordert unter anderem den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Wer also über eine geeignete Dachfläche verfügt, sollte so schnell wie möglich eine Solaranlage installieren. Da ich selbst in einer Mietwohnung in Zürich lebe, habe ich meine Solarzellen in Schweden installiert. Sie produzieren seit Anfang Februar Strom.

Auch im Februar lässt sich in Schweden Solarstrom erzeugen.

Diese Solarpanels werden wohl für den Rest meines Lebens etwas mehr als 7000 kWh pro Jahr erzeugen und damit den Energiebedarf des Hauses decken, was für ein Gebäude aus den 50er Jahren nicht schlecht ist. Es ist nicht nur ein gutes Gefühl, den eigenen Strom zu produzieren, sondern es macht auch finanziell Sinn. Die Anlage wird sich in etwa acht Jahren amortisiert haben und danach mindestens 15 Jahre lang kostenlosen Strom liefern. Ein schwedischer Investor formulierte es kürzlich so: «Um heute in erneuerbare Energien zu investieren, muss man kein Risikokapitalist sein. Es reicht, Kapitalist zu sein.»

Selbstverständlich reichen solche Massnahmen nicht aus, um die Menschheit zu retten. Sie haben aber eine wichtige Signalwirkung und zeigen, dass viele Menschen bereit sind, den notwendigen Umbau der Gesellschaft mitzutragen. Wer eine Wärmepumpe und Sonnenkollektoren installiert hat, braucht keine Angst vor einer CO2-Abgabe zu haben.


Die Rückmeldungen auf diesen Post haben gezeigt, dass viele Menschen auch in der Schweiz die private Energiewende umsetzen. Der Verein Energiewende Muri-Gümligen hat ein praktisches Merkblatt dazu veröffentlicht.

Hier noch ein Artikel zur besonderen Situation der Schweiz vom Verband für Nachhaltiges Wirtschaften (öbu):


Den Systemwandel müssen wir trotzdem vorantreiben. Wer sich für die grossen und schwierigen Fragen unserer Zeit interessiert, sollte unbedingt am 22. März nach Rapperswil kommen. Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche werden wir mit Rachel Donald, Graeme Maxton, Irmi Seidel, Rolf Wüstenhagen und Elimar Frank der planetaren Krise auf den Grund gehen. Weitere Details sind hier zu finden: www.ost.ch/planetcritical.

Rachel Donald mit Kim Stanley Robinson, dem Autor des «Ministerium der Zukunft»

Es lohnt sich übrigens, den Youtube-Kanal oder den Podcast von Rachel Donald zu abonnieren. Sie schafft es immer, interessante Leute einzuladen und die richtigen Fragen zu stellen.

Planlos durch den Winter

Kurz vor Weihnachten hat uns The Economist ein schönes Wintersujet geliefert. Der Artikel Europe faces an enduring crisis of energy and geopolitics hält nochmals fest, was wir alle schon wussten: Die Energiewende wäre für Europa nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes, sondern auch aus wirtschaftlichen und geopolitischen Überlegungen das Richtige gewesen.

Frozen Out, The Economist, 26.11.2022

Etwa zwei Wochen später doppelt der Generaldirektor der internationalen Energieagentur (IEA) nach:

Die unbequeme Wahrheit ist, dass das Geschäftsmodell vieler europäischer Industrien jahrzehntelang auf der Verfügbarkeit reichhaltiger und billiger russischer Energielieferungen beruhte. Dieses Geschäftsmodell wurde durch den russischen Einmarsch in die Ukraine zerstört und wird sich nicht erholen.

Faith Birol, IEA, Europe urgently needs a new industrial master plan

Politikerinnen und Politiker, die sich in der Vergangenheit gegen eine ambitionierte Klimapolitik eingesetzt haben, lagen somit falsch. Hoffentlich sind sie jetzt endlich bereit, den Fehler einzugestehen und ihre Meinung zu ändern.

Wenn die Politik versagt, müssen andere in die Bresche springen. Ingmar Rentzhog ist ein umtriebiger Schwede, der die die Organisation We Don’t Have Time gegründet hat. Unter dem Tag #WeCanDoIt lädt er engagierte Menschen ein, sich zu vernetzen und aktiv zu werden. Schaden tut dies sicher nicht.

Ingmar Rentzhog, Nigel Topping und Johan Rockström an der #COP27

An der OST kämpfen wir dafür, dass wenigstens genug Fachkräfte für die Energiewende zur Verfügung stehen werden. Wer heute Energie- oder Umwelttechnik studiert, hat nach drei Jahren einen sicheren und sinnstiftenden Job mit einem guten Lohn und exzellenten Zukunftsperspektiven, wie der Artikel von meinem Kollegen Carsten Wemhöner zeigt:

Leider ist es schwierig, junge Menschen für die technische Umsetzung der Energiewende zu gewinnen. Vielleicht hat dies mit dem Statusverlust des Ingenieurberufes in einer zunehmend deindustrialisierten Gesellschaft zu tun. Obwohl wir alle von modernster Technik abhängig sind, wollen die wenigsten wissen, wie die Welt funktioniert. Joan Diamond und Paul Ehrlich erkennen hier ein Scheitern der Universitäten, die immer noch junge Menschen für die Welt von gestern ausbilden und sie nicht auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.

Es kann auch sein, dass technische Ausbildungen als langweilig angesehen werden. Ingenieure (die immer noch mehrheitlich männlich sind) werden als Nerds angesehen, die für jedes Problem eine technische Lösung suchen. Das stimmt aber nicht. Unsere Dozierenden haben sehr wohl verstanden, dass die Klimakrise nur interdisziplinär gelöst werden kann. Nichtdestotrotz werden wir technische Lösungen brauchen, um gewisse fossile Infrastrukturen zu ersetzen.

Die Hochschulen können die Klimakrise genauso wenig lösen wie die Wirtschaft. Wir können aber als progressive Kraft in der Gesellschaft wirken. Den ersten Schritt in diese Richtung machen wir mit dem Vortrag der jungen britischen Journalistin und Podcasterin Rachel Donald am 22. März 2023: Planet Critical – Making Sense of the Crisis.


Ich wünsche allen erholsame Festtage und einen guten Rutsch. Auch im nächsten Jahr wird uns die Arbeit nicht ausgehen.

Herzlichst,
Henrik Nordborg

Infotag Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der OST

Am 13. November hat wieder ein Infotag des Studiengangs Erneuerbare Energien und Umwelttechnik an der OST in Rapperswil stattgefunden. Es hat richtig Spass gemacht, wieder mit jungen Leuten zu reden, welche die Energiewende umsetzen wollen.

Im Studiengang EEU geht es um zwei Themen:

  • Die Energieversorgung der Zukunft (Sonne, Wind, Wasserkraft, Energiespeicher, Sektorkopplung, …)
  • Die sinnvolle Nutzung natürlicher Ressourcen (Recycling, Kreislaufwirtschaft, Wasseraufbereitung, Wasserstoff)

Alles unter dem Motto Innovative Technik für eine nachhaltige Zukunft.

Hier einige Impressionen. Ein weiterer Infotag wird am 19. März stattfinden.